Die Gletscher der Alpen sind stetem Wandel unterworfen: Schneefälle, Schmelzprozesse und das Fließen des Eises ändern das Aussehen und die Größe der Eismassen auf verschiedenen Zeitskalen. Diese Liveschaltung ermöglicht es, am Puls des Jamtalferners zu bleiben und die täglichen und langfristigen Schwankungen des Gletschers in Zusammenhang mit tageszeitlichen Verläufen, der Variabilität der Witterung innerhalb von mehreren Tagen bis zu einem Jahr und langfristigen Klimatrends (über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren gemittelt) zu verfolgen.

 

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 Video Jamtalferner 2015 Pfeil Video zur extremen Schmelze am Jamtalferner 2015


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Das Gletscherjahr beginnt mit dem 1. Oktober, zu dem in durchschnittlichen Jahren der Gletscherwinter beginnt: Die Schmelze kommt zum Erliegen, und Niederschläge fallen nicht als Regen, sondern als Schnee, sodass sich eine durchgehende Schneedecke bildet. Die maximale Höhe der Schneedecke wird im Hochgebirge viel später im Jahr erreicht als in Tallagen, und zwar erst Mitte April bis Mitte Mai. Der Zeitpunkt der maximalen Schneehöhe ist nicht automatisch der Zeitpunkt des maximalen Wassergehaltes der Schneedecke: Während im Hochwinter die Dichte des Schnees gering ist, führen höhere Temperaturen sowie Setzungs- und Schmelzprozesse im Spätwinter und Frühjahr zu einer Steigerung der Dichte der Schneedecke: Die Schneedecke ist weniger mächtig, enthält aber mehr Wasser.

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Um den Massengewinn (die Akkumulation) am Gletscher zu messen, gräbt man Schneeschächte bis zum Schmelzhorizont aus dem Sommer des Vorjahres und misst darin Höhe und Dichte der Schneeschicht. Die Akkumulationsmessungen werden um den 1. Mai jeden Jahres durchgeführt.

Im Mai startet gewöhnlich die Schmelzsaison (Ablationssaison): Erste Stellen des Gletschereises werden schneefrei. Das Eis ist dunkler als die Schneeoberfläche, und kann daher mehr Sonnenenergie aufnehmen. Diese Sonnenenergie ist in den Alpen die hauptsächliche Energiequelle für Schmelze.

Schmelzen braucht Energie.

Schneefälle im Sommer erhöhen die Reflektivität der Oberfläche: Der helle Schnee reflektiert einen Großteil der direkten Sonnenstrahlung, wodurch insgesamt weniger Energie für Schmelze zur Verfügung steht, und erst der Schnee schmelzen muss bevor wieder Eis schmelzen kann. Sommerschneefälle wirken sich daher positiv auf die Massenbilanz aus.

Die an der Wetterstation aufgezeichnete Lufttemperatur zeigt tägliche Schwankungen, aber auch durch Witterungsereignisse/Änderungen von Luftmassen sowie jahreszeitliche Änderungen. Die aktuellen Werte können mit den langfristigen Aufzeichnungen der Station Galtür verglichen werden. Diese Station liegt niedriger als die Station Jamtalhütte, und zeigt daher im Mittel höhere Temperaturen. Auch wenn die Sonnenstrahlung die Haupttriebkraft der Schmelze darstellt, wird oft davon gesprochen dass die Gletscher hauptsächlich von der Lufttemperatur der Sommermonate und dem Niederschlag während des Winters gesteuert werden. Dies ist deshalb richtig, weil die Lufttemperaturen einen guten statistischen Zusammenhang mit der direkten Sonnenstrahlung haben.

Es gibt verschiedene Ansätze, die Massenbilanz eines Gletschers aus Wetterdaten zu berechnen. Für hydrologische Anwendungen wird oft das sogenannte Grad-Tag Modell verwendet, in dem auf Basis täglicher Messwerte von Temperatur und Niederschlag die Summe der Tage mit positiven Temperaturen und die Akkumulation im Winter berechnet wird. Diese Gradtagsumme wird mit einem Eichfaktor an die direkten Messungen der Massenbilanz angeeicht. Das Gradtagmodell ist ein sogenanntes empirisches Modell, bei dem man die Gültigkeit eines statistischen Zusammenhangs aus vergangen Daten annimmt. Diese Modelle gelten streng genommen nur für das Setting für das sie geeicht wurden. Möchte man für andere Settings die Schmelze berechnen, muss man physikalische Modelle verwenden, die die Prozesse und nicht nur die Statistik abbilden. Dafür braucht man aber mehr Inputdaten, die nicht immer zur Verfügung stehen, und einen größeren Rechenaufwand.

Kameras und Wetterstation des Tiroler Lawinenwarndienstes, der Gemeinde Galtür, des Hydrographischen Dienstes des Amtes der Tiroler Landesregierung und des Institutes für Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Eisdicke

Gletscherinventare

Längenänderungen

Massenbilanzen